literature

Die Kobra:

Deviation Actions

Klingenmeister's avatar
Published:
858 Views

Literature Text

Die Kobra:

Sie wusste nicht, wo sie sich befand. Seit Stunden rumpelte die Kiste hin und her, offenbar war sie auf einen Karren geladen worden. Man hatte sie einfach gepackt und in eine Kiste gesteckt. Wie Vieh, wie einfache Ware. Zunächst war sie in Panik geraten, hatte keine Luft mehr bekommen. Dann hatte sie geweint. Nun war nur noch die Wut übrig geblieben. Jemand musste dafür büßen.
Die Wagen stoppten und offenbar begann jemand damit, Kisten auszuladen. Irgendwie erfüllte es sie mit Erleichterung. Es konnte nur bedeuten, dass auch noch andere abtransportiert worden waren. Andere ihres Dorfes waren noch am Leben.
Der Deckel hob sich und die Kiste schwang herum und sie wurde einfach ausgekippt, wie eine Ladung Fisch auf eine Auslage. „Los, aufstehen und in die Reihe zu den anderen!“ Sie bekam einen Fußtritt und rappelte sich auf.
Ausländer! Sie waren aus einem fernen Land gekommen und hatten damit begonnen, einen örtlichen Ronin mit Waffen und Soldaten im Kampf gegen das Kaiserreich zu unterstützen. Sie nannten ihn in ihrer Sprache „King Cobra“.
Während sie mit den übrigen Gefangenen durch einen Hof innerhalb ausgedehnter Holzpalisaden geführt wurde, musterte sie verstohlen ihre Wächter. Dämonen sollten sie sein, rot glühende Augen und Blut sollten sie trinken. Offenbar wollten sie ganz Japan in Tod und Gewalt versinken lassen.
Zwei der Dämonen, offenbar die Anführer begannen, einzelne Personen aus der Gruppe auszusondern. Auch sie selbst wurde ausgewählt und die nun kleine Gruppe wurde in ein riesiges flaches Gebäude geführt, welches im Zentrum der Festungsanlage lag.
Sie wusste, dass alle sterben würden. Sie hatte nun keine Angst mehr davor. Der Tod würde weniger weh tun als das Leben, da war sie sicher. In ihr keimte jedoch der Wunsch auf, noch einen der Dämonen mitzunehmen. Wenn sie in einem guten Augenblick doch jemandem die Waffe entreißen könnte. Wenn sie den anderen zeigen könnte, dass auch diese Wesen bluten konnten. Sie waren so wenige und die Menschen waren so viele. Und trotzdem...war das Herrschaft? Vielen einzureden, sie hätten keine Macht? Wie das Vieh, das sich vom Bauern einpferchen ließ, obwohl jedes einzelne Tier die Kraft hätte, den Bauern niederzutrampeln?
Sie kamen in eine ausgedehnte hölzerne Halle mit niedriger Decke. In geschützten Gefäßen loderten Flammen, welche dem Raum ein unheimliches Aussehen gaben.
Eine Gestalt saß vor ihnen auf einem verzierten Thron, aus Holz, mit Metall beschlagen. Vor ihr steckte im Boden eine riesige Klinge, wie sie in diesen Landen noch nicht gesehen worden war. Der Balken in dem sie steckte, war gesplittert.
Die Klinge war riesig, in jeder Hinsicht. Geformt wie eine normale japanische Klinge fehlte die Krümmung, außerdem war die Klinge gut so breit wie drei gewöhnliche Klingen. Wie groß die Waffe war, konnte sie nicht schätzen, aber der Bereich, welcher aus dem Boden ragte, musste bereits einen Meter betragen. Außerdem befand sich in der Mitte der Klinge eine seltsame Einkerbung. Es sah aus, als bestünde die Klinge aus drei separaten Teilen, welche hauchdünn ineinander geschoben waren, sodass es kaum sichtbar war. War die Klingenlänge verstellbar? Wie konnte etwas so filigran sein und dennoch als Waffe dienen?
Nach einer gefühlten Ewigkeit begann sich die Gestalt auf dem Thron plötzlich zu regen. Sie hatte vorher wie eine leblose Statue oder leere Rüstung gewirkt. Dennoch war ihr das rote Glühen hinter den Sehschlitzen des Helms aufgefallen. Als die Gestalt aufstand, begannen einige Gefangene sofort damit, niederzuknien. Die übrigen folgten ihrem Beispiel...bis sie merkte, dass sie als Einzige noch stand. Sie spürte, wie sich alle blicke auf sie zu richten schienen. Auch die große Gestalt vor ihr schien sie nun anzublicken. Sie begann zu zittern und spürte, wie ihr kalter Schweiß die Stirn herunterlief. Sie war klein, gerade mal 14 und das Monster vor ihr erschien ihr doppelt so groß, wie sie selbst.
Dennoch zog das Schwert ihren Blick magisch an, auch der Recke schien das bemerkt zu haben und änderte subtil seine Haltung.
Ohne Vorwarnung schoss sie nach vorn und bekam den Schwertgriff zu packen. Überrascht merkte sie, dass die riesigen Hände des Kriegers ebenfalls auf dem Griff lagen und das Glühen hinter seinem Helm wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt war. Sie schrie auf, stieß sich ab, drehte sich in der Luft und landete zwischen den übrigen Gefangenen, welche ihre unterwürfige Haltung trotz des Kampfes nicht geändert hatten. Eine Bewegung hinter ihr ließ sie herumfahren und sie bemerkte, dass einer der Dämonen hinter ihr stand und sein Schwert hoch erhoben hatte. Aus der Hocke schnellte sie sie empor und streckte ihn mit einem Schlag gegen das Kinn nieder, packte sein Schwert, rollte sich unter dem Schlag des zweiten durch und nahm wieder Kurs auf den großen Krieger. Dieser wich ihrem Schwertstoß aus, indem er einfach plötzlich hinter ihr stand. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Hatte sie nicht einen Windstoß gespürt? Bewegte er sich wirklich so schnell? Instinktiv rollte sie sich zur Seite ab und hörte ein lautes metallisches Summen und die riesige Klinge zog an ihrem Gesicht vorbei, trennte einen Teil ihres Haarschopfes und ihres Gewands ab und zerschmetterte den Holzboden.
Sie stellte sich wieder kampfbereit auf, packte ihr Schwert beidhändig und hielt es kampfbereit auf Schulterhöhe, wie sie es bei den Schwertkämpfern der Kampfschule im Dorf gesehen hatte. Der Krieger vor ihr nahm eine ähnliche Haltung ein und ihre Schwertspitzen zeigten aufeinander.
Wieso konnte er sein Schwert so schnell schwingen? Es war so riesig und klobig im Vergleich zu den Waffen der Samurai. Wog es so wenig? Als sie blinzelte war er verschwunden und noch bevor sie sich regen oder schreien konnte, erschien er von der Seite, schlug die Klinge ihres Schwertes bis zum Heft ab und packte sie am Kragen und hob sie hoch. Sie schrie wütend und verängstigt und fuchtelte mit den Resten ihres Schwertes vor seinem Gesicht herum. „Schweig!“ zischte er und schleifte sie teilnahmslos mit sich zurück vor die anderen. Tatsächlich schwieg sie. Das Adrenalin war aufgebraucht, nun spürte sie nur noch Angst und Erschöpfung.
Der von ihr niedergestreckte Dämon hatte sich aufgerappelt und trat vor den Krieger. „Mit Verlaub...Herr“ er deutete eine knappe Verbeugung an und erneut wunderte sie sich über die Respektlosigkeit dieser Fremdlinge. „...wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Aber wir würden nun darum bitten, dass Ihr uns das Mädchen nun übergibt. Wir haben in Europa Erfahrung mit solchen Wesen.“
„Wesen?“ antwortete dieser knapp und musterte sie. „Was macht dieses Mädchen so besonders?“
„Sie ist eine Jägerin...vermutlich. Wir möchten im Beisein dieser Kreatur nicht darüber sprechen.“
„Heißt das, ihr lasst euch drüben öfters von kleinen Kindern verprügeln?“ Er lachte laut und dröhnend und warf das Mädchen beiseite, packte sein Schwert und rammte es vor ihren Füßen wieder in den Boden. „Eine interessante Abwechslung, nicht mehr.“
„Herr, hört mir zu...“ sprach der erste Dämon und trat auf ihn zu. Weiter kam er nicht, als der Krieger hervorschnellte, ihn packte und mit übermenschlicher Geschwindigkeit gegen die Wand warf. Das Holz zersplitterte und er ging bewusstlos zu Boden.
„Warum schleppt ihr mir wieder Gefangene an? Habt ihr wieder Dörfer überfallen? Nennt mir einen guten Grund für dieses destruktive Verhalten!“ herrschte er den Übriggebliebenen an.
Dieser duckte sich, setzte jedoch eine wütende Miene auf. „Das Dorf hatte sich unserer Übernahme widersetzt. Sie haben versucht, weitere Dörfer für einen Aufstand zu gewinnen...“ Weiter kam er nicht, als ein fleischiges Geräusch ertönte, er grau anlief und sich in zwei Hälften teilte, die zu Staub zerfielen. Der Krieger trug plötzlich sein Schwert wieder auf dem Rücken.
Der andere Dämon stand wieder auf den Füßen und schritt wütend herüber. „Unser Meister wird davon erfahren...“ ...als auch er  einfach auseinanderfiel. Erneut hatte man nur das laute Summen der Klinge gehört, aber nichts gesehen.
„Euer Meister wird gar nichts erfahren. Nur, was ich mit Werkzeugen anstelle, die keinen Nutzen bringen. Der Graf hat hier keine Macht.“
Mehrere Türen sprangen auf und einheimische Fußsoldaten stürmten in den Raum. „Mein Herr“ der Sprecher hielt inne und kniete sich eilig auf den Boden. „Wir haben Kampfeslärm gehört und...“
„Sammelt die Asche dieser beiden nutzlosen Kreaturen ein und stellt sie auf dem großen Platz aus. Lasst den Rest von diesem ausländischen Gewürm erfahren, wie ich mit nutzlosen Dienern verfahre. Und bringt diese Leute“ seine Geste galt den übrigen Gefangenen „zu den anderen. Lasst sie auf den Feldern arbeiten. Oder irgendwas anderes. Ist mir egal. Schafft sie mir nur aus den Augen.“
Er setzte sich wieder auf seinen Thron und starrte ins Leere, während die Menschen herausgebracht wurden. „Und nun zu dir.“ sprach er laut, stand plötzlich vor ihr und streckte die Hand nach ihr aus.

Er saß ruhig in der Mitte des Raums in einer Art Meditationshaltung. Sie saß am Rand auf einem Schemel und starrte auf den Boden.
„Was hat dich dazu verleitet mich anzugreifen?“ sprach er plötzlich.
„Ihr habt meine Familie getötet und mein Dorf angezündet!“ platzte es aus ihr heraus.
„Habe ich das?“
„Die Männer, die unter Eurem Befehl standen haben es. Damit ist es Eure Verantwortung!“
„Aber was hat dich dazu verleitet, dich gegen mich aufzulehnen? Hast du dir die übrigen angeschaut? Sie knieten vor mir nieder, bevor es ihnen jemand befehlen musste. Die Menschen werden geboren, mit dem Willen sich zu unterwerfen.“
„Es....hat sich richtig angefühlt, zu rebellieren. Ihr seid ein Monster und Monster muss man bekämpfen, nicht vor ihnen weglaufen. Ihr glaubt einen gerechten Krieg gegen die Obrigkeit zu führen, aber Ihr seid nur ein weiterer Bandit von vielen.“
„Und die Obrigkeit? Das alte Kaiserreich? Sind diese weniger grausam als ich?“ Er stand auf. „Ich habe gegen die Mongolen gekämpft und gegen die Chinesen, ich habe jedes Volk besiegt, dass in den letzten Jahrhunderten eine Bedrohung für Japan darstellte und ich habe nur eins davon gelernt. Der einfache Mensch ist nichts wert. Wir werden zu tausenden in die Schlacht geschickt und der Tod des Einzelnen ist nicht weiter tragisch. Und wofür? Um die Herrschaft eines Einzelnen aufrecht zu erhalten. Warum ist dieser mehr wert? Warum gibt es Menschen, deren Leben nur eine weitere Handelsware ist? Warum knien die Menschen vor mir nieder? Hat nicht jeder Mensch ein Recht darauf, ein Leben zu besitzen?“
„Und deshalb müsst ihr euch mit fremdländischen Dämonen verbünden?“
„In meiner Naivität dachte ich, sie könnten tatsächlich einen Unterschied machen, das Alte zerschlagen und Neues formen. Doch auch sie sind nur Sendboten eines Mächtigeren. Er wird versuchen, alle Länder dieser Welt zu beherrschen. Dann stehen wir alle unter der Herrschaft eines Mächtigeren.“
„Und warum erzählt Ihr mir das nun alles?“ fragte das Mädchen.
„Weil du etwas besitzt, dass ich seit langem nicht mehr sehen durfte. Ein Selbstbewusstsein. Und die Welt hatte noch keine Gelegenheit dieses zu verderben.
Ein Krieg wird wie ein Sturm über die ganze Welt fegen. Jedes Land wird betroffen sein. Jedes Land wird sich unter Beweis stellen müssen.“
Er zog ein kurzes Schwert und warf es ihr hin. „Verteidige dich!“
„Was?“ fragte sie überrascht und hob das Schwert auf.
Er legte sein riesiges Schwert beiseite und nahm ein anderes zur Hand. „Du hast die Kraft in dir, dein Leben selbst zu bestimmen. Aber ich werde dir die Fähigkeiten dazu geben.“ Er hob sein Schwert und stürmte ihr entgegen.


Die Stadt brannte, als die Soldaten in dunkler Rüstung begannen, sie Stück für Stück auseinander zu nehmen. Große Dämonenungetüme hatten sie dabei, lebende Leichen und andere Schrecken.
Der große Marktplatz wurde von einer riesigen Knochengestalt in unheimliches Licht getaucht. Ein Offizier trat zu dem Lich heran. „Unsere Untote Armee wächst von Minute zu Minute. Bald sind wir so viele dass selbst das gesamte verbliebene kaiserliche Heer es nicht mit uns aufnehmen kann.“
„So soll es sein.“ echoete die Stimme der Kreatur über den Platz. „Wir werden hier den Grundstein für eine neue Herrschaft...“ er hielt inne und hob langsam die Hand. Ein Windstoß fegte über den Platz und fegte Rauch und Staub davon...und enthüllte eine große vermummte Streitmacht. „Ein Hinterhalt!“ rief der Offizier, als er von Pfeilen gespickt wurde. Dann hatte sich die Untotenarmee von der Überraschung erholt und beide Seiten gingen zum Angriff über. Der Lich blickte sich um und lachte mit seiner vermoderten Stimme, drehte sich um und wischte den großen Samurai beiseite, der von hinten auf ihn zugestürmt war. „King Cobra! Ihr habt doch noch zu uns gefunden?“ Er beugte sich über ihn und drückte ihn mit seiner riesigen knöchernen Pranke zu Boden. „Eure Armee von Geistern, Drachen und einfachen Soldaten gegen meine Armee der Finsternis? Aber wie viel deiner Armee wird übrigbleiben, wenn ich dich hier und jetzt beseitige? Allein und führerlos werden sie sein, einfach zu besiegen, und dann werden sie Teil meiner Armee!“
„Wie kannst du noch am Leben sein, Monster?“ schrie er „Dein Meister wurde in Russland getötet!“
„Ich brauche keinen Meister mehr, nun bin ich mein eigener Meister.“ Der Lich hob die andere Hand, aus der Blitze zuckten und in der sich eine Kugel aus Energie bildete. Da eilte von hinten eine vermummte Gestalt heran, sprang an den Knochen empor und rammte mit einem wüsten Aufschrei einen Speer in das Glühen im Innern des Lichs. Dieser bäumte sich auf und die Gestalt sprang über seinen Kopf hinweg ihm vor die Füße, entzündete eine Fackel und hob einen Kasten auf ihre Schulter. Unzählige Feuerwerksraketen schossen aus der Öffnung und nahmen dem Lich die Sicht.
„Feuerwerksraketen?“ fluchte der Ronin. „Das ist das Beste, was dir einfiel?“
„Es hält ihn lange genug auf. Los jetzt!“ Sie warf den Kasten beiseite und zog ihr Schwert. King Cobra sprang auf die Füße, ergriff sein Schwert und verschwand. Ein lautes Summen ertönte und der Lich wich zurück. „Ich werde dich zerquetschen wie ein Insekt!“ grollte er und wurde von weiteren Schlägen getroffen.
„Du kannst nichts verletzten, was du nicht greifen kannst.“ ertönte die Stimme des Ronin von allen Seiten.
Der Lich lachte und schlug mit der Faust auf den Boden. Ein Windstoß fegte durch die Stadt und blies die Flammen aus, ließ Gebäude einstürzen und riss die Krieger von den Füßen. Cobra wurde mitten im Sprung mitgerissen und stürzte zu Boden. Noch bevor er reagieren konnte, hatte der Lich beide Arme gehoben und Blitze ergriffen den Krieger und hoben ihn empor, während seine Rüstung zu brennen begann.
„Wie willst du deine Geschwindigkeit nutzen, wenn deine Füße nicht den Boden berühren?“ spottete der Lich.
„Wenn ich falle, wird ein anderer aufstehen und dich aufhalten!“ schrie der Krieger.
„Wer soll das sein?“ antwortete der Lich und die Blitze erleuchteten die gesamte Stadt taghell. King Cobra verdampfte einfach.
Der Lich rieb sich zufrieden die Hände und streckte seine Hand nach dem Schwert aus. „Das gehört dann wohl nun mir.“
Ein Schatten huschte herbei und ergriff das Schwert. Sie rollte sich ab und hielt dem Monster die Klinge kampfbereit entgegen.
„Und was bist du?“ rief er spöttisch. „Sein Haustier?“
Mit einem wüsten Aufschrei sprang sie die gut vier Meter zu seinem Gesicht empor, die Klinge hoch erhoben. Er fischte sie aus der Luft und die Blitze zuckten um sie herum, als er zudrückte. Sie verzog das Gesicht und zerfaserte einfach zu Nebel. „Was?“ rief er aus. „Das sollte aber nicht...?“
Er hielt inne, als er merkte, dass er umringt war...von dem Mädchen...viermal. Zu jeder Seite stand sie, stützte sich auf das riesige Schwert und blickte auf den Boden.
„Was bist du für ein Wesen?“ rief er entsetzt aus.
Sie hob den Kopf und aus ihren Augen floss die Farbe, als sie den Schwertgriff fester packte. Ihre Augen wurden schwarz, dann komplett weiß, dann kehrte die Pupille zurück und formte sich zu gelben Schlangenaugen.
„Ich bin...Kobra!“ schrie das Mädchen vor ihm und alle vier sprangen gleichzeitig ihm entgegen. Er schlug die erste aus der Luft, welche in schwarzem Nebel verschwand, bekam mehrere Schläge ab und traf zwei weitere mit Blitzen und spürte, wie die vierte ihm ihr Schwert in den Rücken rammte. Er drehte sich um und blies ihr einen Feuerstrahl entgegen. Während sie fiel, streckte er den Arm aus und rammte sie mit der Faust in den Boden. Als er die Hand hob, war nichts zu finden. Sie konnten keine Illusionen gewesen sein. Er hatte die Schläge gespürt. Er spürte auch jetzt noch die Verletzungen.
Ein Summen ertönte an seinem Ohr und er verlor das Gefühl im rechten Arm. Wie in Zeitlupe sah er zu, wie sich sein Arm löste und zu Boden fiel. Vor ihm standen eine Reihe weitere Versionen des Mädchens. „Wie...wie ist das möglich?“ keuchte er.
„Ich mag zwar nicht ganz so schnell sein, trotzdem wirst du nie erfahren, aus welcher Richtung dein Tod kommt, Abschaum.“ Das Summen ertönte hinter ihm und eine Klinge trat aus seiner Brust aus, an ihrer Spitze ein leuchtendes Etwas, das einmal sein Herz gewesen war. Cobra rollte sich geschickt ab und alle Versionen von ihr flossen wieder zu einer Person zusammen. Der Lich krümmte sich zusammen und begann hell zu leuchten, dann flog er auseinander und eine Energiewelle fegte über die Stadt. Alle verbliebenen Untoten Diener zerfielen zu Staub, seine verbliebenen Vampire konnten die Übermacht nicht halten und wurden massakriert.
Eine einzelne Träne rollte über ihr Gesicht. „Ich wollte ein Krieger werden. Aber nicht zu dem Preis, dein Erbe antreten zu müssen, Meister.“
Stille senkte sich über den Ort, während das blaue Licht der brennenden Überreste des Lichs die Szene erhellte. Von allen Seiten scharrten sich Soldaten um sie, Dämonen, Elementare, Drachen. Alle blickten sie nun erwartungsvoll an. Sie verschluckte sich fast, als der erste vor ihr niederkniete und alle begannen, seinem Beispiel zu folgen.
Sie versuchte sich zu fangen und ihre Stimme wiederzubekommen. „Soldaten!...Kreaturen!...Wächter unseres Landes!...Wir haben heute ein für allemal geschafft, die Monster aus unserem Land zu vertreiben. Nie wieder muss sich jemand einem beugen, dessen Geburtsrecht ihm solche Macht verleiht, sich über alle anderen zu erheben.“ Sie hielt kurz inne. „Aber dennoch ist unser Land noch nicht frei. Weiter werden Menschen einander töten. Weiter werden Herrscher ihre Untertanen wie Dreck behandeln. Aber es liegt an uns allen, für eine neue Zukunft zu arbeiten. Die Zukunft des Individuums. Eine Zukunft in der jeder das Recht hat, über sich selbst zu bestimmen.
Wir haben aber auch heute unseren größten Krieger verloren. Mögen wir alle King Kobra gedenken, als Zerstörer, aber auch als Erneuerer. Sein Name soll nicht in Vergessenheit geraten!“
Ein Offizier trat hervor. „Was befehligt Ihr uns nun zu tun...Herrin?“
Sie blickte ihn erstaunt an. „Ich? Ich befehle euch gar nichts mehr. Ihr seid alle frei. Frei eurer Wege zu gehen, frei eigene Gruppen zu bilden oder euch irgendwo niederzulassen. Euer aller Knechtschaft ist vorbei.“
„Aber...was habt Ihr nun vor?“
„Der Feind mag besiegt sein. Aber es gibt noch eine ganze Welt da draußen. Viele von uns kennen vielleicht nur einen kleinen Teil unseres Landes, aber da draußen soll es unzählige Länder geben, die viel größer und wilder sind, als unser Land. Was gewährt, dass die Wesen nicht zurückkehren werden? Ich möchte in die Welt hinausziehen um festzustellen, ob sie eine Bedrohung für uns feststellt. Und ich möchte den jagen, der uns dieses Unheil gebracht hat.
Es kann eine Reise ohne Wiederkehr werden, also kann ich nur den Stärksten und Mutigsten von euch erlauben, mich zu begleiten. Wer fühlt sich, als würde sein Glück ihn begleiten?“


„Damit seid Ihr also der Träger des japanischen Schlangenschwertes geworden?“
„Ihr sprecht, als wäre dieses Schwert nur eines von vielen, Wolfskönigin.“
„Verwundert Euch das tatsächlich?“ Magrete stellte ihr Weinglas ab. „Dracula ließ eine große Menge dieser Waffen auf der ganzen Welt herstellen. Bis heute weiß niemand um die genaue Anzahl. In den letzten Kriegen um Dracula sind viele dieser Waffen verloren gegangen...oder wurden von einer Gruppe erbeutet, einem Adeligen, Van Helsing, der diese Waffen sammelt und sie am liebsten alle sicher wegschließen will. Wenige tausend Menschen auf der ganzen Welt wissen von diesen Waffen und noch viel weniger hatten jemals eine tragen dürfen. Aber ich habe noch nie eine Person gesehen, die es geschafft hat, so sehr eins mit ihrer Waffe zu werden. Ihr seid...einzigartig, Cobra. Was habt Ihr nun vor? Weiter nach Westen ziehen?“
„Ihr und die Kirche habt mir das Ziel meiner Jagd genommen. Ich weiß nicht, wohin ich nun ziehen soll.“
„Ihr habt im Osten bereits für gewaltiges Chaos gesorgt, wie ich erfahren habe. Wie viele von euren Kampfgefährten sind Euch noch verblieben? 6? 7? Ihr müsst wissen, wohin Ihr wollt, sonst werdet Ihr eines Tages an einem namenlosen Ort in einem namenlosen Kampf sterben und in Vergessenheit geraten. An niemanden werdet Ihr eure Waffe weitergeben können. Eure Feinde sind zahlreich, Ihr seid nur einer. Sie werden einmal Glück brauchen, um Euch zu töten, Ihr braucht nur einmal Pech um zu verlieren.“
„Ich werde mich Euch nicht anschließen, Wolfskönigin. Ich werde nie wieder jemandes Knecht werden.“
„Natürlich. Seht es doch als Zusammenarbeit. Wir beide haben gemeinsame Feinde. Und hier hättet Ihr selbst in höchster Not einen Rückzugsort. Die Stimmung in den europäischen Kaiserreichen ist am Kochen. Alle reden von einem Weltkrieg. Ihr würdet nur zwischen die Fronten geraten.
Ich kann Euch mit Informationen versorgen, Informationen, wo Ihr die größten Herausforderungen Eures Lebens findet.“
„Ich bin ganz Ohr.“ antwortete Cobra.
© 2014 - 2024 Klingenmeister
Comments4
Join the community to add your comment. Already a deviant? Log In
Miguel-Sepulveda's avatar